MOTORWELT

Neues Reifenlabel ab 2021 kommt nicht ohne Kritik der Autofahrerklubs

Am 13. Mai hat das EU-Parlament eine neue Verordnung zur Reifenkennzeichnung angenommen, die ab 1. Mai 2021 gelten wird. „Grundsätzlich begrüßt der Mobilitätsclub jede Maßnahme, die Konsumenten bei ihrer Kaufentscheidung unterstützt“, erklärt ÖAMTC-Reifenexperte Friedrich Eppel. „Die Verordnung ändert jedoch nichts daran, dass das das Reifenlabel weiterhin nur über einige wenige Reifeneigenschaften informiert. Wie bisher sind das Rollwiderstand, Nasshaftung und externes Rollgeräusch, dazu kommen vorerst nur Infos über die Eignung bei Schnee bzw. auf Eisfahrbahn. Ersteres ist durch das Schneeflocken-Symbol aber ohnehin direkt am Reifen ersichtlich, zweiteres für Mitteleuropa kaum relevant.“ Zum Vergleich: Die Reifentests des ÖAMTC und seiner Partner bewerten bei Sommerreifen 13 und bei Winterreifen 18 Eigenschaften.

Kritisch sieht Eppel außerdem, dass es den Herstellern weiterhin zu leicht gemacht wird, bessere Labelklassen zu erreichen: „Eine entsprechende Verschärfung oder die Festlegung von Klassen, die besser als ‚A‘ sind, z. B. ‚AA‘ oder ‚A+‘, waren im Vorfeld geplant. Beides ist nun aber nicht mehr in der Verordnung zu finden, im Gegenteil: Das Label umfasst künftig nur fünf Klassen, Pkw-Reifen die bisher mit ‚E‘ oder ‚F‘ bewertet wurden, rücken eine Stufe auf. Das bedeutet, dass diese schwächeren Modelle dem Konsumenten sogar besser erscheinen als derzeit.“ Immerhin ist in der Verordnung eine Möglichkeit festgelegt, die Reifenleistungsklassen zu überarbeiten.

Positiv ist für den ÖAMTC-Experten hingegen, dass die Verordnung größeres Augenmerk auf die bessere Sichtbarkeit des Labels für den Konsumenten legt: Sowohl im klassischen als auch im Internet-Handel wurden die Anforderungen zur Kennzeichnung aktualisiert und jeder Reifen muss in einer Datenbank registriert sein. „Ein guter Ansatz ist außerdem, künftig auch die Laufleistung am Label abzubilden – immerhin ist das für Umwelt und Wirtschaftlichkeit ein wichtiger Aspekt“, hält Eppel fest. „Noch ist allerdings unklar, wie das umgesetzt werden kann, denn ein für das Reifenlabel geeignetes, realitätsnahes Prüfverfahren ist noch in Entwicklung. Ein solches Verfahren muss z. B. kostengünstig sein, um den Reifenpreis für Konsumenten nicht zu erhöhen.“

Letztlich bleibt der Informationsgehalt des Reifenlabels zum Zeitpunkt der Einführung, also ohne Information über das Verschleißverhalten, trotz neuer Verordnung auf dem gleichen Niveau wie bisher. Umfassende Informationen bekommen die Konsumenten damit weiterhin nur über unabhängige Reifentests (z.B. des ÖAMTC und seiner Partner).

Wolfgang Jannach

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